Musik & Theater

Das Schweizer Kulturmagazin

Mit türkischen Wurzeln in Sofia geboren, lebt der in Istanbul und Bern ausgebildete Pianist Berkant Nuriev seit einem Vierteljahrhundert in der Schweiz. Für eine im Selbstverlag erschienene CD mit lauter Ersteinspielungen hat er aber weder bulgarische noch türkische Musik ausgewählt, sondern von schweizerischen Tourismusorten inspirierte Werke. Von den sieben Komponisten seiner ebenso vergnüglichen wie lehrreichen «Tour romantique de Suisse» kam einzig Alfred Jaell im Ausland zur Welt. Dessen schwärmerisches Nocturne «Chant du Soir Interlaken» und weitere Impressionen erinnern an die Schweizer Reisen des pianistischen Wunderkindes. Alle übrigen Stücke stammen von weitgehend vergessenen Komponisten aus der Schweiz.

Ob es sich bei den ausnahmslos vergriffenen Klavierstücken um gehobene Salonmusik wie die Polka-Mazurka «Lukmanier» und den mit Chopin-Reminiszenzen angereicherten Walzer «Erinnerung an Interlaken» von Wilhelm Baumgartner oder um die Polka «Grüsse aus Davos» des Kirchner-Schülers Johannes Wolfensperger handelt, Berkant Nuriev präsentiert diese Ausflüge quer durch die Schweiz mit Bravour, Brillanz und viel klanglichem Raffinement. Unter seinen flinken Fingern verwandeln sich die «Valses Luganaises» von Jacques Erhart in bewundernswerte Kostbarkeiten der helvetischen Spätromantik. Der in Paris von Chopin unterrichtete Genfer Charles Samuel Bovy-Lysberg lädt mit seiner ebenso anspruchsvollen «Fantaisie sur des Airs Suisses» nicht erst im brillanten Finale zu weiteren Entdeckungen ein.

Walter Labhart

Tour romantique de Suisse lädt uns auf eine musikalische Reise durch die Schweiz des 19. Jahrhunderts ein. Vom Genfersee über das Berner Oberland bis hin nach Davos führen uns Raritäten der romantischen Klavierliteratur aus der Feder von heute nahezu vergessenen Schweizer Komponisten. Sämtliche dieser salonmusikalischen Perlen liegen hier als Ersteinspielung vor und zeigen ein lebendiges Bild des Schweizer Musikschaffens im 19. Jahrhundert.